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studio daniela tombergs

Die Komplexität von Fenstern: Einblicke und Überlegungen

Eine Frage, die mir oft gestellt wird:

„Daniela, sag mal, wie findest du die Idee, das Fenster zu vergrößern?“ Und ich stehe oft erstmal stumm da. Ich tue mir meist schwer, einfach so zu antworten. Obwohl die Frage doch so einfach ist ; ) Währenddessen schießen in meinem Kopf die Gedanken los. Auf diesen Gedankenausflug möchte ich dich mitnehmen.

1. Gedankenausflug

Mein Kopf fängt sofort an, eine Checkliste abzuarbeiten:

Erst wenn ich diese Informationen von dir habe – oder sie manchmal in einem Besuch selbst erkenne – kann ich eine Antwort geben, die dich und auch mich zufriedenstellt.

2. Beispiele

Ich versuche es an einem Beispiel von mir zu erklären. Ich habe ein Fenster vergrößert und ein Fenster sogar noch weiter verschlossen.

Im Zuge unseres Umbaus habe ich den gesamten Erdgeschoss-Grundriss des Hauses verändert. Dort, wo früher die Küche war, ist jetzt unser Wohnzimmer, unserer Rückzug. Dort, wo früher das Sonntagsesszimmer war, ist jetzt unsere Wohnküche mit Essplatz, unser Lebensmittelpunkt und Treffpunkt für die ganze Familie.

Die Küche meiner Oma war zur Strasse orientiert – sehen, wer kommt, sehen, was draußen passiert, war ihr wichtig. Wir wollen in diesem Raum kuscheln. Es ist ein kleiner Raum. Sofa, Bücher, Gesellschaftsspiele, Fernseher. Das Fenster blieb klein und wurde von außen mit einer Bretterverschalung sogar noch weiter verschlossen. Der Ausblick wird dadurch gerahmt. Wenn ich müde auf dem Sofa liege, sehe ich den wunderschönen Ast des Ginkos im Vorgarten. Und den Himmel. Was brauch ich mehr?

Und in unserer Wohnküche? Freiheit. Bewegung. Es ist ein offener Raum, die Türen sind im Sommer immer offen – rein – raus – einmal um den Küchenblock herum. Der Garten zählt im Sommer dazu – also habe ich die Fenster bodentief geöffnet und die Terrasse an eine andere Stelle gesetzt. Jetzt ist unser Lebensmittelpunkt lichtdurchflutet. Der größte Raum im Haus. Ich habe das Fenster nicht verbreitert, sondern nur die Brüstung rausgenommen. Somit haben wir keinen neuen Sturz benötigt. Dies kam uns zum einen bei den Kosten sehr entgegen, zum anderen passt die Öffnung so zur Gestaltung der ursprünglichen Fassade – die Fenster die direkt darüber sind befinden sich weiterhin im Bezug zur neuen Öffnung. 

Als Babys lagen meine Kinder auf dem Boden und konnten in den Himmel schauen. Als Kleinkinder sind sie immer ans Fenster gekrabbelt und haben den Meisen zugeschaut. Jetzt als Kindergarten- und Schulkinder genießen sie die Freiheit draußen zu sein und ich sehe sie trotzdem im Augenwinkel. Und immer wieder treffen wir uns in der Küche um gemeinsam an einem Platz zusammen zu sein.

Dadurch wird auch noch mehr deutlich: Nicht nur der Innenraum ist relevant für die Frage Fenstervergrößerung. Auch das Außen: 

Große Fenster im Norden?  Jeder Künstler wird es lieben.

Kleine Fenster im Norden?  Deine Intimsphäre wird es lieben.

Große Fenster im Süden? Der große schattige Baum im Garten lässt es im Sommer trotzdem kühl sein.

Große Fenster im Süden? Die Straße heizt es auf, und alle können rein schauen.

Und für mich auch immer wichtig: wie schaut das Gebäude von aussen aus. Passen die neuen Öffnung zum Gebäude. Passt es zur Bauzeit? Oder gewollt und genau als Gegensatz eben nicht.

3. und es kommt noch mehr: technische Anforderungen

Bis jetzt haben wir uns noch gar nicht mit den technischen Anforderungen beschäftigt. Ganz Grundlegen ist zu bedenken aus welchem Material das Fenster sein soll (Kunststoff, Holz, Holz Alu sind die gängigsten) und in welcher Ausführung (3 Fachverglasung, Sicherheitsverriegelung usw.)

Dann das Thema der Anzahl der Öffnungsflügel, und in welche Richtung sie aufgehen. Ab welcher Größe ist es sinnvoll zweiflüglige Fenster zu haben, oder sollen sie geschoben oder gefaltet werden oder festverglast sein.

In welcher Ebene der Fassade wird das neue Fenster gesetzt. Planst du eine Dämmung der Fassade, jetzt oder in naher Zukunft. Soll das Fenster aussenbündig sein, damit du innen viel Fläche hast um z.B. zu sitzen?

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4. und noch mehr: Verschattung

Jetzt hast du eine schöne Sammlung an Ideen zum Thema Fenster und dann stellt sich die nächste Frage: Wie kann ich das Fenster wieder zu machen um entweder die Hitze draussen zu lassen oder neugierige Blicke oder die Helligkeit. Auch hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten.

Von Aussen – meist sehr effektiv vor allem bei Hitzeschutz.

Von Innen – für mehr Privatsphäre oder zum Abdunklen.

Aussen ist es meist technisch aufwändiger und somit auch teurer, da die Anforderungen höher sind wegen Witterung und guter Bedienbarkeit. Es gibt jedoch auch Alternativen – zum Beispiel der „alte“ Fensterladen oder Bambusrollos aussen angebracht. 

Von Innen gibt es oft einfachere Lösungen die auch einen positiven Effekt auf das Wohlfühlen im Innenraum haben. Zu den ausführlichen Beschreibungen gerne bei einem anderen Artikel mehr.

5. und meine Antwort...

Wie würdest du dir jetzt die Frage stellen oder vielleicht auch selbst beantworten „Fenster vergrößern, oder nicht?“

Vielleicht wird an diesem Thema bewusst, warum Architektur sehr komplex ist. All diese Informationen sammle ich vorab von dir und deiner Familie bzw. gebe ich euch das Wissen, was ihr euch überlegen solltet und wie ich diese Infos in ein gemeinsam entwickeltes Konzept einfließen lasse. 

Fotos by studio daniela tombergs und *by freepik

soweit. sogut.

Hallo, ich bin Daniela. Ich begleite und berate Familien beim Umbau ihres Zuhauses.